Mit IN THE BUBBLE greift Marbod Fritsch eine Erfahrung auf, die er im Zusammenhang mit seinem Denkmalprojekt in Weingarten gemacht hat: Die Diskussion um das Werk zum 500-Jahr-Jubiläum des Weingartener Vertrages zeigte, wie unterschiedlich gesellschaftliche Gruppen – Historikerinnen und Historiker, Künstlerinnen und Künstler, Öffentlichkeit – ihre eigenen Deutungssysteme pflegen. Es wurde deutlich, wie schwer ein offener Dialog über Kunst heute geworden ist, wenn Wahrnehmung zunehmend in getrennten „Blasen“ stattfindet. Diese Erfahrung bildet den Ausgangspunkt für eine neue Werkgruppe, in der Fritsch die Form der Kugel als räumliche und gedankliche Struktur untersucht.
Die Kugel – physikalisch betrachtet ein Gleichgewicht aus innerem Druck und äußerer Spannung – wird hier zum Modell sozialer Dynamik: geschlossen, reflektierend, voneinander abgegrenzt und doch im Austausch. Das zentrale Werk der Ausstellung, eine Skulptur aus lackiertem Stahl, setzt sich aus verbundenen Sphären zusammen. Ihre spiegelnde Oberfläche macht das Umfeld Teil des Werkes und verdeutlicht, dass Wahrnehmung immer auch Selbstwahrnehmung ist. Jede Bewegung verändert das Verhältnis zwischen den Formen – wie in gesellschaftlichen Prozessen, in denen Kontakt stets Distanz voraussetzt. In den begleitenden Zeichnungen erscheint die Kugel als Kreis, als zweidimensionale Verdichtung. Linien, Überlagerungen und Schatten verdeutlichen, dass jede Form ein System von Grenzen ist – ein dynamisches Verhältnis zwischen Innen und Außen, Sichtbarem und Verdecktem.
„Die Auseinandersetzung um das Denkmal hat mir gezeigt, wie schwer es geworden ist, ein Werk als offenes Angebot zu lesen. Jeder bewegt sich in seiner eigenen Blase, mit festgelegten Bedeutungen und Erwartungen. IN THE BUBBLE ist mein Versuch, diese Strukturen sichtbar zu machen – nicht als Vorwurf, sondern als Beobachtung." (Marbod Fritsch).
IN THE BUBBLE verbindet physikalische Form mit sozialer Erfahrung. Die Ausstellung thematisiert das Verhältnis von Nähe und Abgrenzung, Resonanz und Missverständnis – und fragt, ob die Kugel bzw. der Kreis, als Symbol der Vollkommenheit, heute nicht vor allem das fragile Gleichgewicht des Zusammenlebens beschreibt.
Vernissage
Mittwoch, 10. Dezember 2025, 19 Uhr
Einführung: Thomas D. Trummer, Direktor Kunsthaus Bregenz (KUB)
Führungen
- Im Dialog mit dem Künstler: Samstag, 13. Dezember 2025, und Samstag, 3. Januar 2026, jeweils um 14 Uhr
- Öffentliche Führungen am 14. und 21. Dezember 2025, 4. und 11. Januar sowie am 1. und 8. Februar 2026, jeweils um 15 Uhr
Öffnungszeiten & Eintritt
Mittwoch bis Sonntag, 14 bis 17 Uhr
zwei und vier Euro